Es ist Freitag, der 11. Februar 2005. Eigentlich habe ich um 7:45 Uhr Schule, aber ich habe mich entschlossen die ersten Stunden zu schwänzen, um ein Spiel auszuprobieren, welchem ich seit Monaten entgegenfiebere. Es ist der Europa-Release von World of Warcraft. Ich habe einen Untoten Hexenmeister angefangen und erste Quests abgeschlossen. Sofort war ich gefangen in dieser Welt und wollte gar nicht mehr aufhören. World of Warcraft ist ein Phänomen, welches eine ganze Generation von Spielern prägte. Doch woher kommt das?
Als WoW erschien, machte es wenig Neues. Vieles gab es bereits bei anderen Vertretern wie Everquest, Dark Age of Camelot oder Anderen, die damals eine eher kleinere Zahl Leute begeisterten. Doch WoW schaffte es das Genre der Online-Rollenspiele für die breite Masse zugänglich zu machen. Es gab kaum Einstiegshürden, wenig Gegrinde und auch Solo-Spieler konnten ihren Spaß haben. Das, die besten Ideen der oben genannten Spiele und natürlich auch die Lizenz machten es zum Mega-Erfolg.
Ich hatte damals fast ausschließlich Single-Player-Spiele gespielt. Ab und an hat man sich mal mit Freunden zu einer LAN-Party getroffen, um mit- oder gegeneinander zu spielen. Umso aufgeregter war ich natürlich, als ich auf einmal in Tirisfal (Startgebiet der Untoten) stand und um mich herum eine Menge fremder Menschen rumliefen und mich auch teilweise ansprachen. Das kannte ich so nicht und war dementsprechend auch etwas schüchtern. Damals musste man auch noch Questtexte lesen, um diese überhaupt abschließen zu können. Es wurde nichts auf der Karte angezeigt und auch das Internet bot noch nicht derart viele Informationen dazu. So wurde man gezwungen auch mal im globalen Chat oder per direktem Flüstern bei einem anderen Mitspieler nachzufragen. Auch die erste Gruppensuche und das gemeinsame Besuchen der ersten Instanz (Ragefireabgrund) mit Level 18 war sehr aufregend.
Jedoch ging es fast allen Mitspielern so und der Umgangston war sehr freundlich und zuvorkommend. Man lernte neue Bekanntschaften kennen, Freundschaften entwickelten sich und man schloss sich auch der ersten Gilde an. Im April kam dann mit Chthonic der erste Real-Life Freund zu WoW. Später folgte noch mein Bruder und weitere. Gefühlt jeder spielte es und jeder redete darüber. Ich fühlte mich sehr wohl. Mit alten und neuen Freunden ging man Instanzen, machte Quests oder stand nur zusammen und redete über alles Mögliche.
Als ich schließlich Level 60, das damalige Höchstlevel erreichte, kamen schließlich die anspruchstvollen Instanzen und immer mehr Leute forderten plötzlich etwas Neues: Teamspeak! Ich hatte natürlich kein Headset und war auch ich sehr aufgeregt, plötzlich mit Anderen zu reden. Ich stotterte vor mich die ersten Sätze hin und blieb meist eher ruhig und hörte den Anderen zu. Das änderte sich natürlich auch mit der Zeit. Heutzutage schwer vorstellbar, wenn man bedenkt, dass ich direkt Teamspeak gehe, sobald ich online gehe und meist eher zu viel, als zu wenig rede.
Schließlich folgte am 15. Januar 2007 dann das erste Addon mit -The Burning Crusade-. Meine Freunde waren alle Eqiupmäßig weit vor mir, da ich Raids eher selten gemacht habe. Ich habe zu Classic eher einen Char nach dem anderen hochgespielt, da meine Gilde damals zu klein war für Raids (damals noch 40 Mann benötigt). Zu meinen Twinks gehörten ein Magier und einen Heilig-Priester mit dem Namen Shadowpriest. Dieser ist bis heute ein Running-Gag bei uns in der Gilde.
Burning Crusade war das letzte Addon, was ich komplett durchspielte. Bei allen weiteren habe ich mal kurze, mal längere Pausen gemacht. Ab Cataclysm wurden die Pausen eher länger. Aber ich bin immer zurückgekehrt. Der Grund ist eigentlich recht simpel. Während dieser Pausen habe ich eine Menge anderer MMORPGs ausprobiert, wie bspw. Dark Age of Camelot, Age of Conan, Star Wars: The old Republic, Everquest 2, Allods Online und viele mehr. Eigentlich habe ich über die Jahre fast alle ausprobiert, aber alle hatten zu viele Makel und fühlten sich irgendwie nicht gut an. Es sind die Animationen, das Kampfgefühl und natürlich auch die vielen Freunde, die einen immer wiedere zu WoW zurückkehren lassen. Es fühlt sich an, als würde man nach einer langen Reise nach Hause kommen.
Es ist der 14. August 2018. BFA erscheint und ich habe das erste Mal keinen Urlaub genommen. Die Vorfreude und das Gefühl von damals ist nicht mehr vorhanden und wird wohl in dieser Form auch nie wieder kommen. Trotzdem ist Chthonic, mein Bruder und Andere wieder mit dabei. Wir gehen gemeinsame Instanzen, Raiden gemeinsam und erleben wieder das eine oder andere Abenteuer. Natürlich nur mit Teamspeak und eigener Gilde. Mein Krieger ist auf dem Maximallevel 120. Ich blicke in die Zukunft und stelle mir die nächsten 13 Jahre vor. Werden wir dann WoW immernoch spielen? Das ist natürlich schwer vorstellbar, aber ich hätte im Februar 2005 auch nicht gedacht, dass 2018 WoW immer noch der Platzhirsch ist. Diese Erlebnisse und viele weitere, haben mich eben immer wieder zurückgeholt und werden es wahrscheinlich immer wieder tun. Und solange die neusten WoW-Addons immer neue Verkaufsrekorde aufstellen, muss ich mir auch keine Gedanken machen, ob die Server in 13 Jahren noch laufen.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht!
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